Rettungsanker für Schwimmbäder?

Schwimmbäder müssen immer häufiger schließen. „Schwimmbad-Schließungen stoppen“ – so ist daher eine Petition überschrieben, die inzwischen mehr als 120.000 Unterschriften gesammelt hat. Einreicher war die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft, DLRG. Immerhin gab es daraufhin inzwischen eine Anhörung im Deutschen Bundestag, jedoch ohne konkrete Ergebnisse. Das Bundesinnenministerium erklärte formal, die Zuständigkeit für den Breitensport liege ohnehin bei den Ländern. Seit der Anhörung im vergangenen Jahr ist daher in Sachen Schwimmbäder auf der politischen Ebene auch nichts mehr passiert. Derweil geht das Sterben der Schwimmbäder weiter, Corona tut sein Übriges. Seit über einem halben Jahr sind die Schwimmbäder zwangsweise geschlossen, die Eintrittsgelder entfallen, die Kosten für die Städte und Gemeinden laufen weiter. In den vergangenen Jahren mussten pro Jahr in Deutschland im Schnitt 80 Bäder schließen.

Damit droht Deutschland zum Land der Nichtschwimmer zu werden, denn schon beim Babyschwimmen bemängeln immer mehr Trainer, dass sie keine Hallen mehr finden. Für diese Altersgruppe muss das Wasser deutlich wärmer sein, ein Freibad etwa ist ungeeignet. Eine Forsa-Umfrage zeigt: „Rund 60 Prozent der Zehnjährigen sind keine sicheren Schwimmer mehr“. Nimmt man die Zahlen des DLRG, so zeigt sich, dass immer weniger Schwimmabzeichen absolviert werden. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr…und die Zahl der Badetoten steigt.

Der Sanierungsstau ist vor allem bei Bädern im Gebiet der früheren Bundesrepublik hoch – denn dort stammt die Infrastruktur fast überall aus den 60er und 70er Jahren. Und doch tun viele Kommunen alles, um ihr Schwimmbad vor Ort zu erhalten.

Ein Zauberwort im Kampf gegen den Verfall der Schwimmbadkultur heißt: „Interkommunale Zusammenarbeit“. Sprich: Man teilt sich die Schwimmbäder. Die Stadt Friedrichshafen etwa hat Verträge mit umliegenden Gemeinden getroffen. So steht das Sportbecken zu bestimmten Zeiten auch den Grundschulen aus dem benachbarten Tettnang zur Verfügung. Denn die Stadt hat zwar selbst knapp 20.000 Einwohner, aber nicht genügend Kapazitäten, den Schwimmbadbetrieb das ganze Jahr über sicher zu stellen. Denn der Ort hat zwar zwei Freibäder und ein Naturbad, aber eben kein Hallenbad.

Hallenbäder sollten für sich prüfen, ob eine zusätzliche Erlebnissauna oder attraktive Außenbereiche sinnvoll sind. Wer sich wohl fühlt, kommt häufiger und ist bereit, mehr zu zahlen.“

Doch was können Kommunen aktiv gegen das Schwimmbadsterben tun? „Städte und Gemeinden bieten zu wenig Anreize, bedarfsorientierter und kosteneffizienter zu wirtschaften“, sagt Robin Kähler, Vorsitzender der Internationalen Vereinigung Sport- und Freizeiteinrichtungen e.V. Der Experte für Sportstättenplanung empfiehlt, die Nachfrage für Schwimmflächen mit der tatsächlichen Nutzung verschiedener Gruppen über den Tagesverlauf hinweg zu analysieren. Der Hochschullehrer hat unter anderem in vielen Bäderentwicklungsplanungen die Erfahrung gemacht, dass Schulen oft mehr Stunden beantragen als sie benötigen, um flexibler planen zu können – das macht aber die tatsächliche Belegung der Halle intransparent. Die Wirtschaftlichkeit eines Bades lässt sich außerdem durch maßgeschneiderte Dienstleistungen verbessern. „Hallenbäder sollten für sich prüfen, ob ein ansprechender Gastronomiebereich, eine zusätzliche Erlebnissauna oder attraktive Außenbereiche sinnvoll sind. Wer sich wohl fühlt, kommt häufiger und ist bereit, mehr zu zahlen.“ Sie wollen ein nettes Ambiente, attraktive Preis- und Schwimm-Angebote sowie serviceorientiertes Personal. Darum investieren private Betreiber in Spaß- und Erlebnisbäder mit Zusatznutzen. Sie verbinden zum Beispiel Sport und Regeneration miteinander: zur einen Seite gehören Gymnastikkurse und das klassische Bahnen-Ziehen, zur anderen Saunalandschaften und Whirlpools.

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